Die Geschichte eines Kapitäns

Die Großeltern

Alle Generationen meiner Familie kamen von der Küste und fuhren zur See.

Starke urwüchsige Männer der Küstenregion. Fischer, Torfstecher und Bauern, die den Boden urbar machten und stures Vieh bändigten. Deren Frauen, nicht weniger kräftig und genauso starrköpfig. Ihre Hände regten sich ebenso und packten mit an. Tagelöhner und Arbeiter welche ihre Kupferpfennige zählten und es zu etwas brachten.

Die Eltern meines Großvaters hatten eine harte Zeit und es kam zum Eklat. Woraufhin die Frau und Mutter der Familie Behrens eines Tages verschwand. Sie ließ auf dem Küchentisch einen Zettel zurück:

„See man to, wie du kloor kummst mit de Kinner, ick hau aff“ - Sieh zu wie du klar kommst ich gehe weg.

War es der Haustyrann oder die Liebe zu einem anderen Mann? Jedenfalls verschwand die Frau spurlos und der Vater war mit seinen vier Kindern allein. Auch er wandte sich an den lieben Gott oder an dessen große Liebe und brachte die Kinder als Hilfskräfte in verschiedenen Haushalten unter. Wenn die Kinder dort nicht spurten, dann wurden sie eben weitergegeben.

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Rudolf der Ewerführer

De Ewerfohrer von de Schuut, denn sien Olle hett all wedder een dicken Buuk.

Das Staken mit dem Bootsmannshaken aus Holz, welche 3m bis 4m lang und 5cm dick waren. Am Ende ein aus Eisen geschmiedete krumme Spitze mit Haken zum Abstoßen und Ranholen. Allein mit Muskelkraft musste das 20m lange Boot bugsiert werden. Eine Fortbewegung per Körperkraft an den Kaiwänden entlang. Die Kais sind heute noch an den Wänden befinden sich Stählen, Haken und Ösen, die genutzt werden von Ewerführer. Entlang der Duckdalben und mit der Strömung konnten sie Schuten über das Elbfahrwasser in die entfernten Hafenbecken getreiben werden. Die Fleete, künstlich geschaffene Wasserstraßen, quer durch die Stadt und durch den Hafen.

Die Arbeit des Ewerführers, welche von Holland bis Dänemark als Lehrberuf etabliert wurde. Sie stachen mit dem Staken auf den Grund der Wasserstraßen und schoben die beladenen Schuten an Ihre Ziele. Der Ewerführer blieb der Witterung ausgesetzt freihändig und allein, bei Tag und Nacht um das Ziel zu erreichen. Auf der 50 cm breiten Gangbord ging es einmal rund um das Schiff. Vorne und Hinten war etwas mehr Platz zum Ablegen von Tauwerk.

Der Ewerführer war nur Tagelöhner und darum gut beraten, seinen Lohn immer gleich einzufordern. Denn wenn der Auftraggeber weiter reiste, verschwand das Schiff wie auch der Lohn.

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Junge Eltern

Das Leben wurde lebendiger, fröhlicher und freier!

Mit der großen Schottischen Karre ging es durch die Straßen. Die Mädels quetschten sich auf die Ladefläche zwischen den Papierrollen und Tintenfässern. Es ging immer schneller und schneller. Auf Einmal waren die zwei vorderräder über die Kaimauer und die Karre ragte über das Wasser. Die Mädchen kreischten und die jungen Männer rissen die Karre unter Aufbietung aller Kräfte wieder über den Rand der Kaimauer zurück. Das Spiel wiederholte sich mehrere Male, bis die Mädchen nasse Hosen hatten.

Es war ein schöner Frühlingstag mit blauen Himmel. Anni lief einem eleganten Mann mit einem Bowler Hut hinterher. Der abgerundete Zylinderhut war modern. Sie in ihrer Hochmut gab dem Hut einen kleinen Stups mit ihrem Regenschirm. Der Mann drehte sich um, zog sein Kinn hoch und rückte seinen Hut wieder gerade. Dann ohne ein Wort stolzierte er weg von dem Gekicher der kleinen Horde junger Fräuleins. Es waren die Teenager von damals.

Anni und ihre Schwester Olga liebten das Tanzen. Tango, Walzer, Foxtrott und Charleston waren modern in den 20er Jahren. Die junge prosperierende Gesellschaft genoss das Leben. Sie tanzten die ganze Nacht. Manchmal ging es in den Sagebiehl, am Dragonerstall und jeden Samstag in Jakob an der Elbchaussee. Auch die Reeperbahn hatte viel zu bieten, im Trichter, Alkarzer und auch im Hofbräuhaus konnte man einen schönen Abend verbringen.

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